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Oct 2, 2020Liked by Milosz Matuschek

Der Philosoph Eric Voegelin wollte einst seinen Studenten beibringen, wie man eine Ideologie erkennt. Er nannte als sicheres Kriterium das "Frageverbot". Dort, wo man also gewisse Fragen gar nicht mehr stellt, weil man das nicht darf ohne als Idiot, Faschist, Sozialist, Staatsfeind oder vergleichbares zu gelten, kann man todsicher sein, im Zugriffsbereich einer Ideologie zu leben. - Ist es einmal so weit, wird endlich Wissenschaft zur Politik und wissenschaftliche Meinungen zu "Fakten" erhoben. "Faktenchecker" sorgen dafür, das alle endlich wissen, was richtig und was nun Verkennung der Fakten ist. - Wer einmal glaubt, dass es der Wissenschaft um "Fakten" geht, dem kann man wohl auch nicht mehr mit "Meinungsfreiheit" kommen. - Um "Fakten" geht es aber wissenschaftlich höchstens in der "Historie", und dort bilden sie meist den Horizont der Katastrophen, der sich erst dann eröffhet, wenn alle "Massnahmen" der Politik nicht mehr rückgängig gemacht werden können - weil sie gerade unwiderruflich zu "Fakten" geworden sind. Also sind "Fakten" eher etwas für die Tragödie; die Leute, die sich mit ihnen wichtig machen, wissen nicht, wovon sie reden.

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Oct 2, 2020Liked by Milosz Matuschek

"Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist. Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat. Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschafter. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte."

[Martin Niemöller]

deutscher evangelischer Theologe

* 14.01.1892, † 06.03.19

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Oct 3, 2020Liked by Milosz Matuschek

Böses gedeiht im Dunklen am Besten und öffentliche Debatten können wie Scheinwerfer sein.

Wer Debatten verhindern will hat etwas zu verbergen und ist verdächtig, denn mit ehrlichen Argumenten braucht man keine Debatte zu scheuen.

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Oct 2, 2020Liked by Milosz Matuschek

Mit der Meinungsfreiheit ist es, scheint mir, wie mit der Zeit, man hat sie nur, wenn man sie sich auch ohne wenn und aber nimmt.

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Oct 2, 2020Liked by Milosz Matuschek

...sehr interessant; gerade für Lehrende, denen auch an dieser Stelle eine

besondere Aufgabe zukommt.

Ich denke allerdings, daß die Bedeutung der Meinungsfreiheit gnadenlos

überbewertet wird.

Setzt die Bildung einer qualifizierte Meinung doch fundiertes Wissen

voraus, die Möglichkeit abzuwägen und sich auf dieser Grundlage zu entscheiden.

Wenn man also zu der Überzeugung gelangt ist, daß nur solche Meinungen

Wert sind, frei geäußert zu werden, drängt sich die Frage auf, wer so etwas

in unserer Gesellschaft noch zu leisten vermag?

Na? Wer?

Ein paar alte Säcke, die gefühlt übermorgen Geschichte sind?

Studenten, die vermeintliche Speerspitze unserer intellektuellen Kultur?

Na gut, einige von denen...

Unqualifizierte Meinungsäußerungen schaden m.E. mehr, als sie nutzen; vielleicht

sollte man erst (oder wieder) die Voraussetzungen schaffen, welche für eine

freie Meinungsbildung erforderlich sind.

So schlage ich vor, wir lehren junge Menschen wieder lesen und schreiben,

die vier Grundrechenarten sowie Dreisatz und Prozentrechnung den

Fortgeschrittenen... Als erste Schritte, sozusagen, zumal das heute nur

noch die wenigsten beherrschen...

Und danach gerne auch wie man sich eine Meinung bildet.

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Oct 1, 2020Liked by Milosz Matuschek

Svenja Flasspöhler "durfte" allerdings die Verengung des Debattenraums auch schon erleben: "Man wird schnell zur Verräterin" https://www.derstandard.de/story/2000090833581/umstrittene-philosophin-svenja-flasspoehler-man-wird-schnell-zur-verraeterin

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In meiner Wahrnehmung war da schon seit jeher etwas, was die Gesellschaft (oder gar die ganze Menschheit?) in gewisse Bahnen zu lenken vermochte... Ignoranz, Arroganz oder schlichtweg eine vereinahmende Angst waren diesbezüglich (meineserachtens) allem Anschein nach immer willkommene Begleiterscheinung, um eine Kontrolle sowie Steuerung durch bspw. menschliche (oft auch sehr negative) Impulsivität auszuüben oder irrationalen Egoismus um eine sogenannte Meinungsvorherrschaft und somit ein unter Umständen aufgesetztes Gutmenschentum zu instrumentalisieren, welches weder in irgendeiner Form verstandesmäßiger Natur, noch von Herzen kommend einen Zweck erfüllen sollte... Wenn ich ganz ehrlich bin, muss ich sogar gestehen, dass ich der Politik diese (ebenfalls meineserachtens) scheinheilige Fürsorgeverpflichtung auch bezüglich der/den Flüchtlingskrise(n) (und nun auch dieser Virus-Krise) zu keinem Zeitpunkt abgekauft habe! Und des weiteren habe ich auch so das Gefühl, dass mit all diesen Geschehnissen der letzten Jahre auch einfach nur eine beispiellose Spaltung herbeigeführt werden sollte, wie man sie momentan erlebt...

Bezüglich der Flüchtlingskrise möchte ich nochmal daran erinnern, dass Deutschland bzw. die deutsche Politik bekanntlich über die Militärbasis in Ramstein Bombeneinsätze, sowie Waffenexporte in Krisenregionen durch deutsche Rüstungskonzerne (selbstverständlich vor der Öffentlichkeit im Verborgenen) hat dulden lassen! Und dieser "Burggraben" welcher nun um den Bundestag in Planung ist, schmälert mein persönliches Mißtrauen diesbezüglich in keinster Weise!

Verzeihung wenn ich jetzt etwas abgeschweift bin, aber ich befürchte auch, dass dies ebenfalls alles irgendwie mit der Einschränkung von freier Debatte und Meinungsäußerung zueinander in Verbindung steht...

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Eine neue? Inquisition ist beinahe ungebremst im Vormarsch. Selbsternannte Wächter der "Wahrheit" erhalten breite Unterstützung einer speziellen Gruppe des Pöbels. Diese wurde und wird durch ständige mediale Bevormundung und durch im Verborgenen agierende Netzwerke auf eine bestimmte, nur im Verschwommenen erkennbare Agenda eingeschworen.

Lord Voldemort könnte dabei federführend sein, denn jede Auseinandersetzung damit, cui bono?, personen- oder sachbezogen ist nachhaltig tabuisiert und wird von den Netzwerken penibel kontrolliert und sanktioniert.

Umstritten, Verschwörungstheoretiker, rechtsradikal, antisemitisch sind die dabei derzeit immer wieder benutzten Stoßwaffen. Inhaltsleere Papierschwerter, deren Wirksamkeit nur darin besteht, Tabus zu festigen und damit eine eventuell geneigte Leserschaft zu blinder, ängstlicher Ablehnung zu instrumentalisieren.

Emanzipation von dieser Inquisition ist erst gelungen, wenn die darauf abzielenden Tabus leichtherzig zu Papierflieger gemacht werden und im Diskussionsraum unkontrolliert herumfliegen und bei allen Teilnehmern vorbeifliegen oder landen können.

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Freiheit ist der Lohn des Mutigen. Auch im tolerantesten Raum kann man schweigen, noch aus Angst, nicht mehr geliebt zu werden.

Wirklich frei ist für mich nur, wer trotz allen möglichen Konsequenzen das sagt und tut, was er für wahr und ethisch vertretbar hält.

Die Idee, dass man sich der Bedingungen wegen nicht äussert, mag berechtigt sein. Wenn man aber von recht freien zunehmend in recht unfreie Verhältnisse gleitet, dann hatte man möglicherweise nie den nötigen Mut, Einspruch zu erheben. Auch dann nicht, wenn man das ohne negative Konsequenzen hätte tun können.

Um nicht zum Übel zu werden, das man bekämpft, möchte ich nicht gegen intolerante Verhältnisse kämpfen oder für tolerante, sondern meine Angst ablegen, sie überwinden.

Die Verhältnisse sind immer, was sie gerade sind. Viele glauben, sie würden etwas getan oder gesagt haben, wenn diese gerade anders gewesen wären. Aber man riskiert dann lieber nie etwas, der Verhältnisse wegen.

Unsere Angst ist unser grösstes Problem. Wenn wir der die Luft rauslassen können, ist mehr Platz für Freiheit, auch für die der anderen.

Denn auch die, die andere kontrollieren und gar unterdrücken wollen, tun dies aus der Angst heraus, dass es sonst für sie -irgendwie- zu gefährlich wäre. Stichwort ‚Safe Spaces‘.

So stelle ich mir die Frage, wie ich mein Vertrauen vergrössern kann, denn nur so wird die Angst kleiner.

Leider bin ich Analphabet, leide wahrscheinlich an Cro-Magnon, aber ich wollte das jetzt einfach einmal sagen.

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